Cartagena gilt als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas. Farbenfrohe Kolonialbauten mit weißen Balkonen und einem Blumenmeer, dazu fröhliche Frauen in bunten Gewändern, Musik und Tanz in allen Straßen und Gassen und dazu das karibische Meer - Willkommen in der Perle der Karibik.
Geschichte Cartagenas
Im Jahr 1502 erreichte die vom spanischen Seefahrer Rodrigo de Bastidas angeführte Expedition eine von Mangroveninseln umgebene Bucht, in der Ureinwohner des Kalamari-Stammes lebten. 31 Jahre später wählte der Eroberer Pedro de Heredia aufgrund des warmen und flachen Wassers diese Bucht als idealen Standort für den Bau eines Hafens und einer Festung für alle Reisenden aus Spanien. Man gab ihr den Namen Cartagena.
Die indianischen Einwohner wurden zurückgedrängt und zum Übertritt zum katholischen Glauben gezwungen oder gar getötet. Die Schätze, die die Spanier auf ihren Raubzügen erbeuteten, wurden hier ebenso umgeschlagen wie die aus Westafrika verschleppten Sklaven. Die Stadt wurde zur Schlüsselposition für die Kolonialmächte, die alle danach strebten, ihren Seeverkehr und mit ihm den Handel und die Wirtschaft des Kontinents zu kontrollieren. Cartagena wurde zum wichtigsten Hafen Lateinamerikas für die Einfuhr von Waren aus aller Welt.
Der Reichtum, den man in Cartagena zur Schau stellte, blieb auch den Franzosen und Engländern nicht verborgen. Der berühmteste Freibeuter, Sir Francis Drake, plünderte im 16. Jahrhundert die Stadt und musste mit 10 Millionen Pesos bestochen werden, damit er die Stadt nicht völlig dem Erdboden gleichmachte. Trotz dieser Angriffe florierte Cartagena weiter. 1650 wurde der Canal del Dique gebaut, der die Bucht von Cartagena mit dem Río Magdalena verband. Diese Entwicklung machte die Stadt zum wichtigsten Tor für den Warentransport nach Südamerika und zur wichtigsten Bastion des spanischen Überseeimperiums.
Cartagena war auch eine der ersten Städte, die ihre Unabhängigkeit von Spanien erklärte. Andere Städte folgten ihrem Beispiel und dieser Konflikt dauerte bis 1821, als Simón Bolívar die Schlacht gewann, die heute als Schlacht von Cartagena gilt. Ihm zu Ehren ist die Stadt heute als „La Heroica“ (die heroische Stadt) bekannt. Zur Unterscheidung von der spanischen Stadt Cartagena erhielt das kolumbianische Cartagena den Zusatz "de Indias".
Während in Kolumbien jahrzehntelang Bürgerkriege tobten und das Kartell der Drogenbarone das Sagen hatte, blieb Cartagena überwiegend verschont. Durch die hohe Polizei- und Militärpräsenz war Cartagena als wichtigster Standort der Marine geschützt und somit in Kolumbien fast wie eine Insel der Glückseligkeit. Cartagena hat es geschafft, sich als eines der beliebtesten Reiseziele auf dem Kontinent zu etablieren.
Aus der Ferne ist die Skyline von Cartagena trügerisch. Sieht man die weißen Türme, die sich auf der Halbinsel Bocagrande aus braunem Sand und Beton über die Karibik erheben, vermutet man eine große Metropole. Doch der Eindruck täuscht, denn die Stadt hat nur gerade einmal eine Million Einwohner - nur ein Bruchteil der Größe von Medellin oder Bogotá. Und das ist auch nur die eine Seite von Cartagena - spannend ist eine "Reise" durch die Geschichte und das historische Zentrum Cartagenas.
Spaziergang durch das historische Zentrum
Der ursprüngliche Teil der Stadt wird heute noch von der Stadtmauer umschlossen, die im 17. und 18. Jahrhundert errichtet wurde. Über 400 Jahre alte farbige Konlonialhäuser mit weißen Fensterläden und verschnörkelten Balkonen, Kirchen und Plätze laden zu einem Stadtbummel ein.
Auf dem Plaza de los Coches - Platz der Kutschen - befindet sich heute das Rathaus von Cartagena de Indias. Früher wurden hier Sklaven, Gold, Gewürze und wertvolle Textilien angepriesen und die Neuigkeiten aus der alten und der neuen Welt ausgetauscht. Damals wie heute bieten die Arkaden den fliegenden Händlern und Schuhputzern Schutz vor der Sonne und es macht Spass, hier zu flanieren.
Wir kommen an die Plaza de Aduanas, ein weiterer Eingang, der von den Zollbeamten der Stadt kontrolliert wurde. Die im Stile des Barock errichtete Kirche San Pedro Claver wurde im 18. Jahrhundert fertiggestellt. Sie ist dem spanischen Jesuitenpriester gewidmet, der sich im 17. Jahrhundert für die Rechte der unterdrückten Sklaven einsetzte.
Immer wieder bestaunen wir die bunten Kolonialhäuser mit ihren weißen Fensterläden und den verschnörkelten Balkonen mit blühenden Bougainvillas in den kopfsteingepflasterten Gassen. Wir kommen auf dem belebten Plaza Santo Domingo. Die Plaza de Santo Domingo ist von einigen hohen Gebäude der ummauerten Stadt umgeben, weshalb es hier schattig ist und das macht es zu einem der Lieblingsräume der Menschen aus Cartagena. Sie kommen hierher, um sich auf einen Drink zu setzen und die Musikgruppen zu genießen, die sich dort täglich treffen. Auch wir kommen in den Genuss eines außergewöhnlichen Musikabends. Das Salzburger Philarmonieorchester war dort zu Gast. Wir hatten zwar keine Eintrittskarten für das Konzert, konnten aber dennoch einen Blick auf die Musiker werfen und der Musik zuhören. Irgendwie schon surreal - wir befinden uns in Kolumbien, sehen und hören Musiker aus Österreich und lauschten dem "Vogelfänger von Papageno".
Im San Diego Viertel befindet sich das beeindruckende Teatro Adolfo Mejía. Das Theater wurde am 1911 eingeweiht zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit. Eine Vorstellung war gerade zu Ende und wir hatten die Möglichkeit, kurz einmal die Räumlichkeiten zu besichtigen.
Auf dem Plaza Fernandez de Madrid gibt es ausser dem Reiterdenkmal für einen der Unabhängigkeitskämpfer keine weiteren Sehenswürdigkeiten. Aber uns gefällt einfach die Atmosphäre und die malerischen Gassen in der Umgebung.
Am Rand von Cartagena ist ein an der langen Festungsmauer angeschlossenes Gewölbe, die Las Bóvades. Zwischen 1789 und 1795 entstanden hier 23 Gebäude, in denen Straftäter untergebracht wurden. Um Angriffen von außerhalb Stand halten zu können, wurden die Gebäude bombensicher erbaut. Heute beherbergt das ehemalige Gefängnis eine Reihe von bunten Kunsthandwerkläden und Souveniergeschäften.
Palenqueras
Überall in der Stadt findet man sie - die Palenqueras. Palenqueras sind afroamerikanische Frauen, die mit ihren bunten Kostümen und Körben voller tropischer Früchte zu einem lebendigen Symbol der Identität Cartagena geworden sind. Obwohl ihre Präsenz auf den Straßen von Cartagena malerisch und folkloristisch wirken mag, verbirgt sich hinter dieser farbenfrohen Kleidung eine reiche Tradition, die dem Lauf der Zeit und historischen Widrigkeiten standgehalten hat. Ursprünglich stammen sie aus Palenque, der ersten freien Sklavenstadt Amerikas, die im 17. Jahrhundert gegründet wurde. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der afro-karibischen Kultur. Mit ihren farbenfrohen Turbanen und Röcken stellen sie die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar. Jedes Kleidungsstück erzählt eine Geschichte: der Rock ist eine Erinnerung an ihre afrikanischen Wurzeln und der Turban ein Symbol des Widerstandes und des Kulturstolzes. Auch Musik und Tanz sind fester Bestandteil der Präsenz der Palenqueras. Im Rhythmus von Cumbia und Mapalé tanzen sie mit Anmut und verwandeln die Plätze und Gassen in Bühnen des Feierns.
Getsemaní
Wir übernachten im Viertel Getsemaní, früher auch Gethsemane genannt. Zur Zeit der Besiedelung Cartagenas war Gethsemane ein Ort, in dem sich eine große Bevölkerung konvertierter Indianer, Sklaven sowie spanische und kreolische Familien, hauptsächlich Kaufleute und Handwerker, ansiedelten und lange Zeit galt Getsemaní kaum mehr als ein Ghetto und war nicht einmal auf dem Radar der Einwohner Cartagenas. Doch dann beschloss man, das Viertel wieder zu beleben und förderte es durch Kunst, Kochen und Tanz. Wenn man heute über Getsemaní spricht, geht es um ein lebendiges, aktuelles und modernes Cartagena und jeder, der Cartagena besucht, wird auch irgendwann in diesem schönen bunten Viertel landen. Bekannt ist die kleine Regenschirmstraße, die „Callejón angosto“. Sobald der der Abend hereinbricht, breitet sich eine entspannte Atmosphäre im Viertel aus.
Castillo San Felipe de Barajas
Cartagena trotzte den vielen Angriffen der Piraten und Freibeutern. Das hatte aber auch zur Folge, dass man seine zahlreichen Besitztümer zur Verteidigung schützen musste. Der Grundstein des Castillo San Felipe de Barajas hatte man bereits 1536 auf dem Hügel San Lázaro gelegt. Dieses war jedoch zu viel klein, so dass 1657 die Anlage erheblich erweitert werden musste. Doch die Angriffe von außen hörten nicht auf. 1741 war Cartagena gezwungen, eine massive Invasion der Engländer abzuwehren. Die Engländer kamen mit 23.000 Mann verteilt über 186 Schiffe und hatten insgesamt 2.000 Kanonen zur Verfügung. Die Spanier waren unterlegen, mussten mit 3.000 Mann und 6 Schiffen auskommen. Konfrontiert mit dem äußerst zähen Admiral Blas de Lezo und seiner monströsen Festung erlitt die englische Royal Navy eine der schlimmsten Niederlagen ihrer Geschichte. Und alle Reichtümer von Cartagena blieben erhalten. 1762 wurde das Castillo San Felipe ein weiteres Mal umfangreich erweitert und heute erstreckt sich das Bollwerk über den gesamten Hügel San Lázaro.
Cartagena ist das touristische Highlight einer Kolumbienreise. Der enorme historische und kulturelle Wert, den es hier zu erhalten gilt hat die UNESCO dazu bewegt, der Stadt 1984 und eingeschlossen das Kloster La Popa, den Status des Weltkulturerbes zu verleihen. Das bringt Einnahmen durch den Tourismus und im Hafen von Cartagena tummeln sich zahlreiche Kreuzfahrtschiffe und Menschenmassen bewegen sich durch das historische Zentrum der Stadt. Tagsüber ist man wohl in keiner Ecke alleine. Doch spätestens am späten Nachmittag, wenn die Tagestouristen die Stadt verlassen haben, wandelt sich das Bild. Dann ist Cartagena die wunderschöne Kolonialstadt voller Geschichte. Man taucht ein in eine Welt der Farben, Blumen und Musik und die ist jeden Besuch wert.
Kommentar schreiben