Buenos Aires - das "Paris Lateinamerikas"

Mit seinen 2,8 Millionen Quadratkilometern ist Argentinien das achtgrößte Land der Erde. Es sind rd. 3.700 km vom Norden zum Süden. Zum Vergleich: In Deutschland sind es rd. 900 km von Nord nach Süd und von West nach Ost rd. 650 km.   Durch Argentinien fließt einer der längsten Flüsse der Erde, der Rio Paraná. Viele Berge gehören zu den Höchsten der Erde. Das Land ist fast so groß wie Indien, hat aber nur etwa 43 Millionen Einwohner, von denen rund 16 Millionen im Großraum Buenos Aires, aber nur rd 3,1 Millionen im Zentrum leben. Und diese Stadt ist unsere erste Anlaufstelle. 

 

Der Flug mit Air France war angenehm, wenn auch sehr lang. Am Flughafen tauschen wir bei der argentinischen Nationalbank erst einmal unsere Euros in Argentinische Pesos um. Das war ein Fehler, aber das wir merken es erst am nächsten Tag. 

 

Über Airbnb haben wir ein Appartement im Stadtviertel San Telmo gebucht. Es ist schon sehr spät am Abend, als wir dort ankommen. Der Schlüssel befindet sich aber nicht an der vereinbarten Stelle. Wir sind ratlos und können den Vermieter nicht erreichen. Langsam geraten wir ein wenig in Panik. Was können wir tun um diese Zeit ohne Telefon und Internet? Wir treten auf der Stelle, verfluchen den Vermieter, der uns falsche Angaben gemacht hat. Dann aber kommt  ein Bewohner aus dem Haus. Leider ist es nicht unser Vermieter, aber er gab uns zu verstehen, dass sich entlang der Straße mehrere Schlüsselsafes befinden. Wir machen uns auf die Suche. Etwa 50 Meter vom Haus entfernt finden wir einen an einer dicken Eisenkette befestigten Schlüsselsafe. Der Code passt- wir haben unseren Wohnungsschlüssel gefunden und sind total erleichtert. Kurz vor Mitternacht betreten wir dann endlich “unsere” Wohnung. 

 

Zuerst aber ein Frühstück. Mit Entsetzen stellen wir fest, dass wir einen extrem schlechten Wechselkurs erhalten haben und uns das kleine Frühstück 27€ gekostet hat. Bei den Preisen werden wir uns nicht lange in Argentinien aufhalten können. Dann entdecken wir private Wechselstuben, wo  uns fast dreimal so viele Pesos ausgezahlt werden, als am Vortag. Langsam entspannen wir uns. Dann wird es doch nicht so teuer, wie befürchtet. Am 2.Tag ist man schlauer.

 

Buenos Aires wird oft als „Paris Lateinamerikas“ bezeichnet wird. Lassen wir uns doch einfach überraschen und schauen uns die einzelnen Viertel einmal an. Wir starten in Montserrat, dem ältesten Viertel und das Zentrum des öffentlichen Lebens, am Plaza de Mayo. Hier ist der Sitz der Regierung und Handelszentrum der Stadt. 

Casa Rosada

Der Präsidentenpalast im Herzen von Buenos Aires ist aufgrund seiner Gestalt und Größe nicht zu übersehen. Das riesige, rosafarbene Gebäude, dessen Bezeichnung auf Spanisch auch einfach nur "Casa Rosada", das rosa Haus, lautet, wurde einst auf den Überresten der alten Stadtbefestigung erbaut.

Plaza de Mayo

Es ist der Ort, an dem die Bürger ihre Stimmung zum Ausdruck bringen, von Feiern über Proteste bis hin zu sozialen Forderungen. Besondere Bedeutung erlangte der Ort, als 1977 hier die Mütter gegen die Militärjunta, die viele Kinder entführt und ermordet hatten. Noch heute treffen sich jeden Donnerstag Nachmittag Mütter zu einem schweigenden Protestmarsch.

Plaza de Mayo Buenos Aires
Plaza de Mayo Buenos Aires

San Telmo

Die Gegend, in der wir “wohnen”. Früher, in der Kolonialzeit war das Gebiet als „Alto de las Carretas“ bekannt, weil von Ochsen oder Pferden gezogene Karren es als Rastplatz nutzten, bevor sie einen Bach überquerten, um ins Zentrum von Buenos Aires zu gelangen. 

 

Davon ist heute nichts mehr zu spüren. Die ehemaligen Kolonialbauten wurden  umgebaut zu Lofts, Boutiquehotels, Restaurants und Weinbars. Aber man findet auch eine Vielzahl von  verfallenen  Mietshäusern. In San Telmo hat der Tango seinen Ursprung - man sieht es an den vielen Cafés - hier finden noch Tango Shows und Tango-Unterricht statt. 

 

Hauptplatz  in San Telmo ist der Plaza Dorrego,  einer der ältesten öffentlichen Plätze in Buenos Aires, gegründet im 18. Jahrhundert als Markt, wo Bauern ihre Waren verkauften. Heute befinden sich rund um den Platz zahlreiche Gallerien und Antiquitätengeschäfte, dazu viel Street-Art sowie der Mercado de San Telmo, der älteste Markt Buenos Aires und einer der Touristenmagnete der Stadt.

Sonntags ist auf der Plaza Dorrego die “Feria de San Telmo”, ein Floh- und Antiquitätenmarkt. Hier kann man allerlei Schätze und Kuriositäten entdecken. Da wir nur mit Handgepäck unterwegs sind, haben wir keinen Platz für „Schnäppchen“. Die heutige Feria San Telmo“ wurde in den frühen 1970er Jahren ins Leben gerufen und ist heute der größte Antiquitätenmarkt Südamerikas. 

 

Leider hat es bei unserem Besuch in Strömen geregnet, so dass wir die Stimmung, die dort normalerweise herrscht, nur eingeschränkt erleben konnten. 

Puerto Madero

Am Abend machen wir uns auf, das „neue“ Hafenviertel zu erkunden. Hier am Fluss, an dem die europäischen Einwanderer erstmals ihren Fuß auf argentinischen Boden setzten, avanciert das Viertel wohl zur nobelsten Wohngegend. Es ist wie in vielen Städten, aus Alt wird Neu, und hier ist die Mischung gut gelungen. Die alten Speicher wurden restauriert, viele Cafés und Restaurants laden zur Happy-Hour ein  und zum Sonnenuntergang kamen die Besucher in Scharen 

 

La Boca

 

Im Hafen von La Boca begann mit der großen Einwanderungswelle Ende des 19. Jahrhundert ein neues Leben für viele Europäer. Die Immigranten, hauptsächlich aus Spanien und Genua, waren größtenteils arme Händler, die sich am Hafen niederließen und dort für einen Hungerlohn arbeiteten. Sie lebten in den „Conventillos“, einfachen Holz- und Wellblechhäusern, die sie mit übrig gebliebenen Materialen und Farben aus dem Schiffbau verschönerten. Heute sind die bunten Häuser die Attraktionen in Buenos Aires. 

 

Fußball ist die größte Leidenschaft der Argentinier- das spiegelt sich insbesondere hier in La Boca an jeder Ecke wider. Messi und Maradona sind allgegenwärtig, lebensgroß, aus Pappmaschee oder als Gemälde auf der Häuserwand - und sogar auf Augenhöhe mit dem Papst. 

 

Das Wetter schlägt binnen Minuten um. Es stürmt und schüttet aus Kübeln, so dass wir Zuflucht in einem Café suchen müssen. Der Regen hört nicht auf, es wird immer schlimmer. Eine kurze Regenpause nutzen wir dann doch, um schnell einmal den Weg zum legendären Fußballstadion der Boca Juniors, dem Heimatverein Maradonas, einzuschlagen. Hier schlägt das Herz der Argentinier.  


Irgendwann “verirren” wir  uns in eine Seitengasse und werden sofort von einem Einheimischen gewarnt, dort nicht weiterzugehen. Natürlich hören wir auf seinen Rat. 

 

Da es das Wetter an diesem Tag nicht gut mit uns meint und der Regen immer heftiger wird, verabschieden  wir uns von  La Boca. 

Recoleta

Das Wetter zeigt sich heute von seiner schönsten Seite und wir fahren mit dem Bus nach Recoleta. Dieser Stadtteil  im Norden von Buenos Aires zählt zu den teuersten und elegantesten Vierteln. Der Name dieses Viertels leitet sich vom Kloster und der Kirche der Recollect-Brüder ab, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts hierher kamen. Gegen Ende desselben Jahrhunderts begann man die großen Bauernhöfe und Landhäuser sowie die unbewohnten Ödlande des Ortes aufzuteilen und zu besiedeln. Nach den häufigen Cholera-Epidemien und insbesondere der Gelbfieber-Epidemie von 1871 zogen die reichsten Familien aus dem Süden der Stadt in den Norden und besiedelten so die Gegend.

 

Wenn  man sich die Prachtbauten so anschaut, kann man verstehen, dass man Buenos Aires als das “Paris Südamerikas” bezeichnet. Hier befindet sich das Teatro Colon, eines der größten Theater der Welt. 

Der Friedhof von Recoleta - Cementerio de la Recoleta

Einer der größten Touristenmagnete ist der Friedhof von Recoleta, 4 ha groß. Die Warteschlange an der Kasse ist lang. Wie in einer Stadt in der Stadt stehen hier über 7000 gotische Kapellen, griechische Tempel und Gräber in aufwendig verzierten Häusern Reihe an Reihe. Generationen der argentinischen Elite haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

Hier befindet sich auch  das Grab von Evita Perón, der ehemaligen First Lady Argentiniens mit der weltberühmten Inschrift „Weine nicht um mich, Argentinien“, das aber im Vergleich zu den anderen Gräbern sonst sehr schlicht gestaltet ist.

 

Ein Erlebnis in Recoleta ist auch die größte Buchhandlung Südamerikas. Sie befindet sich im ehemaligen Splendid-Theater- El Ateneo Grand-Theater. Man kann auf den Emporen umherschlendern oder auf der Bühne einen Kaffee trinken. Irgendwie spürt man auch heute noch die Pracht und Eleganz des Theaters des frühen 20.Jahrhunderts. Es fehlt nur noch der Mann am Klavier. 

Palermo

…ist wohl das modernste Viertel in Buenos Aires. Hier haben die Film- und Fernsehproduktionen ihren Standort. Die Häuser sind voll mit Graffitis. Rund um den Marktplatz mit den vielen Restaurants und Cafés reihen sich viele Kunsthandwerker und kleine Läden, die auch am Sonntag bis spät abends geöffnet haben. Man sagt, nachts um drei sei in Palermo mehr los, als am Tage. Wir haben es aber nicht getestet. 

 

Am Tag unseres Besuchs fand das Finale des wichtigsten Poloturniers des Landes statt und Karawanen von Besuchern strömten ins Reitstadion. Obwohl es kühl und regnerisch war, kamen die Reichen und Schönen in HighHeels und durchgestylt auf den Rennplatz. 

Es muss wohl das Ereignis des Jahres sein. 

 

Buenos Aires ist  europäisch und modern, die Straßen im Zentrum gleichen Highways - 16 Spuren, hier braucht man schon zwei Ampelschaltungen, um diese zu queren. Aber es gibt erstaunlich wenig Verkehr und Stau. Die unzähligen Busse rasen auf ihrer eigenen Spur und man kommt sehr schnell für kleines Geld mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Ort zum anderen. Buenos Aires ist für eine Stadt in dieser Größe relativ sauber und gepflegt, mit vielen Grünflächen im  Zentrum und macht nicht den Eindruck einer Millionenstadt- in München ist gefühlt oft mehr los. 

 

Aber man sieht auch noch viele  Einflüsse aus der Kolonialzeit. Es wird vieles restauriert und saniert, manches erschließt sich uns nicht. Aber da legen wir wohl zu sehr den deutschen Anspruch zu Grunde. Fakt ist, dass uns die Menschen überaus freundlich und hilfsbereit begegnen und das macht richtig Lust, noch tiefer in Argentinien einzutauchen, das Land und die Menschen näher kennenzulernen. 

 

Weiter geht’s für uns nach Patagonien. Unsere erste Station wird Puerto Madryn sein, etwa 1.300 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Dort soll es Wale geben. Wale und Patagonien - wir sind sehr gespannt.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manfred Himmelbauer (Dienstag, 23 April 2024 18:14)

    ...habe weiter gesucht und mehr gefunden...super Bericht ... Danke