Gesichter Argentiniens

An jedem Ort auf dieser Welt trifft man auf unterschiedliche Menschen und sie sind für uns auch der Grund, warum wir individuell reisen. Auch wenn  die Sprachkenntnisse oft nur sehr rudimentär sind, kann man sich überall auf dieser Welt mit den Menschen über  Gestik oder mit einem Lächeln unterhalten.  Das fängt schon bei der Ankunft im jeweiligen Land an, da wir immer erst vor Ort alles Weitere organisieren und planen und auf Unterstützung angewiesen sind.

Wir treffen auf viele Argentinier*innen , die sehr offen und freundlich sind. Sie geben uns in ihrem Land ein gutes Gefühl. Hier heißt das Motto Leben und Leben lassen. So treffen wir auf einen  jungen Argentinier, der durch sein eigenes Land reist und uns am zweiten Tag des Wiedersehens als seine deutschen Freunde begrüßt. Unser Vermieter in Puerto Madryn, Alejandro,  der uns freundschaftlich  aufnimmt und mit dem wir einen ganzen Tag verbringen,  teilt mit  uns einen Tag als  Freund. 

 

Überall sind die Menschen freundlich und aufgeschlossen,  sprechen uns bei jeder Gelegenheit an und sind sehr hilfsbereit.  In Buenos Aires war eine Frau so freundlich und hat unsere Busfahrt bezahlt, da wir noch keine Chipkarte hatten und der Busfahrer kein Bargeld annahm. Gleiches ist uns in Cordoba  passiert. 

 

Jedes Land präsentiert sich gerne von der guten Seite und jedes Land wird durch die Menschen repräsentiert. Angelehnt an diesen Kriterien ist Argentinien für uns  ein sehr schönes Land mit wunderbaren Menschen. Und wenn man den Argentinier zuhört,  dann  haben sie alle durchweg auch ein sehr gutes Bild von den Deutschen und Deutschland.

 

Diese Frau erzählt uns ihre ganz persönliche Geschichte,  warum sie eine enge Beziehung zu Deutschland hat. Ihr Vater war Besatzungsmitglied der Admiral  Graf Spee, einem Panzerschiff. Der  im 2. Weltkrieg Kapitän zur See, Hans Wilhelm Langsdorff, entschied damals, entgegen der Befehle des Oberkommandos, das  Schiff  und die  Besatzung  nicht  in einen aussichtslosen Kampf zu schicken. Die Graf Spee, die bei Kriegsausbruch im Südatlantik unterwegs war, versenkte in einem mehrwöchigen Kreuzerkrieg mehre englische Handelsschiffe. Am 13. Dezember 1939 im Seegefecht wurde das Schiff selbst  vor dem Río de la Plata gegen drei englische Kreuzer schwer beschädigt. Sie suchte daraufhin Zuflucht im Hafen  von Montevideo. Doch das neutrale Uruguay erlaubte keine Reparatur des Schiffes. Der Kommandant  entschied am 17. Dezember  die Admiral Graf Spee in der Mündung des Río de la Plata von der eigenen Besatzung versenken zu lassen. Die gesamte Schiffsbesatzung wurde evakuiert und in Buenos Aires interniert. Vater  und Tochter konnten noch viele gemeinsame Jahre in Argentinien verbringen. 

 

Aber man bekommt  in Argentinien auch die Armut zu sehen. Dies wollen wir nicht verschweigen und auch nicht die Augen davor verschließen. In den Städten leben Familien  auf der Straße und breiten ihre  Pappunterlagen als Nachtlager auf den Bürgersteigen  aus. Beim Italiener um die Ecke bekommen sie Wasser, damit  sie für die Nacht etwas zu trinken haben. Viele klettern in  Abfallcontainer um Essbares  zu finden. Eine vierköpfige Familie isst die aus dem Container herausgeholten Lebensmittel direkt neben dem Container. Es ist ein bescheidenes Essen. Es tut weh, zu sehen, dass die Kinder ihr Abendessen  aus dem Container bekommen und keine Wahl haben,  was und wieviel es zu essen gibt. Ein Mann kommt vorbei und kauft Brot für einen Sammler. Es ist eine tolle Geste und mit Würde und Respekt von beiden Seiten getragen.  Es gibt wohl hier eine stillschweigende Übereinkunft, denn die Container, die zwangsläufig durchwühlt werden, werden im Anschluss auch wieder vollständig eingeräumt. 

Wenn  wir draußen in einem Restaurant gegessen haben, sind wir öfters höflich gefragt worden, ob man unsere Reste, Brot, …. noch haben darf. Es war nicht einen Moment der Bitterkeit, Aggression oder ein  Vorwurf in dieser Bitte. Die Höflichkeit der Menschen hat uns sehr beeindruckt. Diese Menschen gehen trotz der Armut sehr würdevoll mit ihrer Situation um.

 

 

Hier gibt  es auch sehr viele verschiedene Typen von Menschen, die alle sehr gut miteinander leben. Es scheint  nicht so wichtig, welche Kleidung du trägst oder woher do kommst. Jeder so wie er mag, ob klein, groß, dick oder dünn, gut gekleidet, weniger gut gekleidet.  So begegnen wir  vielen gleichgeschlechtlichen Paaren, die hier offensichtlich vorurteilsfrei leben können. Sie scheinen ein akzeptierter Teil der Gesellschaft zu sein. Hier geht es um die Menschen und nicht so sehr um Frau, Mann oder Divers.

 

Und was macht die Politik in diesem Land? Wir wollen das Thema  aus aktuellen Anlass aufnehmen,  da am 10. Dezember der neue Präsident Argentiniens vereidigt wurde. Dieses Ereignis wird  unmittelbaren Einfluss auf das Leben im Land haben. Noch scheint es, dass die vielen  politischen  Änderungen im Land und auf der Welt entspannter gesehen werden und hier  ist das Glas  immer halb voll ist. Ungeachtet der sehr hohen Inflation und der wechselnden politischen Führungen ist eine gewisse Gelassenheit, vielleicht auch Desintersse oder Gleichgültigkeit vorherrschend. Die bis im Dezember amtierende Regierung hat nicht viel für alle Argentinier gemacht. Das Land leidet unter einer sehr hohen Inflation und relativ hohen Arbeitslosigkeit. Alejandro hat uns erklärt, dass auch Menschen, die freiwillige soziale  Dienste ohne ein Einkommen leisten, nicht in  der  Arbeitslosenquote erscheinen. Es gibt letztendlich  eine sehr geringe soziale Grundsicherung - und mit den wirklich dummen Politikern aus unserem Land zu sprechen, wenn die Leute auch morgens nicht um sieben Uhr auf der Matte stehen, dann können sie nicht auch noch Geld vom Staat einfordern. 

Grundsätzlich fällt auf, dass es viele Beschäftige für eine Position zu geben scheint, sei es im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Die Bezahlung muss dann auf mehrere Schultern verteilt werden. Auch so kann man künstlich die Arbeitslosenquote schön rechnen. 

Der bisherige Regierungsapparat hat sehr gut von der Armut gelebt, wenn man bedenkt,  dass man bei der staatlichen Bank  eine Drittel der ARS  (Argentinischer Pesos) verglichen mit ausländischen Banken als Wechselkurs erhält. Übersetzt heißt dies, dass zwei Drittel der Provision an den Staat gehen. Und dieser Apparat muss ja schließlich bezahlt werden. Ob der neue Präsident die Situation ändern wird, ist offen. Aber für die Armen wird sich wahrscheinlich nicht viel ändern. Im Prinzip ist es doch egal, wer dir gegen das  Schienbein tritt. Die  bisherigen Amtsinhaber haben sich nicht um die Menschen gekümmert und nur angemerkt, dass man nicht so laut schreien sollte, wenn man einen Tritt ans Schienbein bekommt. 

 

Dies waren ein paar persönliche  Anmerkungen. Es ist unsere Sichtweise und erhebt keinen Anspruch auf politisch basierte oder recherchierte Nachrichten. Und es gibt keine dummen Politiker in Deutschland. 

 

 

Ein anderes Thema und eine weitere  persönliche Anmerkung, die nicht wissenschaftlich belegt  ist und sich  an alle Italiener richtet - was ist da falsch gelaufen ihr lieben Italiener? Das beste Eis auf der ganzen Welt gibt es tatsächlich in Argentinien - zwar von italienischen Einwandern eingeführt - aber hier zur Perfektion vollendet - und das mit Abstand und übersetzt in der neuen angewandten Sprache - Five Stars*****.



Und was auf keinen Fall darf, ist die Liebe zum Fußball. Hier sieht man bei jeder Gelegenheit die Höhepunkte des letzten Finalspiels auf jedem Bildschirm und gefühlt trägt hier jeder zweite Argentinier das Trikot mit der der Nummer 10 - Messi oder Maradonna. Sie lieben ihren Fußball und ihren Messi.  Hier sind die Spieler des Weltmeisters beim Mate-Tee-Trinken zu sehen. Ein Nationalgetränk, das  hier wirklich jeder zu jeder Zeit und überall trinkt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Marianne Klemm (Montag, 22 April 2024 16:41)

    Es ist so schön, was Ihr erlebt habt. So würde ich meine Reise auch gestalten im Internet aber das kann ich nicht . Ich fliege am 1.5 nach San Francisco von da aus mit dem Bus 3 Wochen bis New York.Euch alles Gute und LG aus dem Norden