
La Paz ist eine Stadt der Kontraste, modern und traditionell zugleich. Der volle Name der Stadt lautete zunächst Nuestra Señora de La Paz und wurde 1548 gegründet. Für die Spanier war die Stadt strategisch wichtig und sie wurde schnell zum Knotenpunkt der Region, lag sie doch auf der Silberroute von Potosí nach Peru mit dem Coca-Handelsweg aus dem fruchtbaren Tiefland. Den Namen La Paz erhielt die Stadt dann erst 1825 zum Gedenken an die siegreiche Schlacht bei Ayacucho im Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier.
Heute hat la Paz eine engagierte Gesellschaft, die sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrecht und zum Schutz und für die Rechte der indigenen Bevölkerung einsetzt.
Wer es sich leisten kann lebt im Süden der Stadt. Hier gibt es die besten Geschäfte und die schönsten Häuser. Zahlreiche internationale Botschaften haben hier ihren Sitz. Die arme Bevölkerung muss in höhere Gebiete nach El Alto ausweichen. Hier finden sich die kärgsten Wohnungen, Hütten und oftmals auch nur Bretterverschläge, wo die Familien auf engstem Raum zusammenleben. Jährlich, nach der Regenzeit rutschen ganze Viertel ein Stück den Berg hinab. Die dünne Luft in der Höhe, die starken Winde und die intensive Sonneneinstrahlung führen oftmals zu gesundheitlichen Problemen.
Sehenswertes in La Paz
Die Plaza Murillo, benannt nach dem Unabhängigkeitskämpfer Pedro Domingo Murillo, ist der Hauptplatz in La Paz mit dem Regierungssitz Boliviens. Auf der einen Seite des Platzes erhebt sich die beeindruckende Kathedrale aus dem Jahr 1835. Daneben befindet sich der koloniale Regierungspalast, die offizielle Residenz des Präsidenten von Bolivien. Demgegenüber befindet sich der Nationalkongress.
In Bolivien ticken die Uhren anders, die links gerichtete Regierung lässt die Uhren nach links ticken. Die Uhr soll ein Zeichen darstellen, um sich endgültig von den
Einflüssen der Kolonisation zu befreien und somit auch aus den Augen des Westens.
Eine Stadtbesichtigung mit der Seilbahn "Mi Teleférico"
Bolivien ist auch die Heimat der “Mi Teleférico”, dem größten städtischen Seilbahnnetz der Welt. Insgesamt zehn Linien verbinden die Städte La Paz und El Alto und transportieren täglich rund 300.000 Menschen. Das Netzwerk umfasst zehn Linien mit einer Gesamtlänge von 34 Kilometern und wurde in nur sechs Jahren verwirklicht. Sie ist auch das Prestigeobjekt in La Paz’ - nirgendwo wird mehr geputzt, als in den jeweiligen Seilbahnstationen, kein Staubkorn findet sich hier. Und eine Stadtbesichtigung mit der Seilbahn ist einfach sensationell - man schwebt fast lautlos durch die Stadt.
Die Seilbahnen strahlen eine Ruhe aus, die sich in der Fortbewegung widerspiegelt. Das wäre doch auch ein Ansatz, ernsthaft über Alternativen der Fortbewegung in unseren Städten nachzudenken. Es würde auf jeden Fall in den Zeitgeist des deutschen Anspruchs passen, die CO2 - Belastung der Stadt zu reduzieren, die Verkehrsströme und den Individualverkehr besser zu kanalisieren. Und ja, es würde gehen - wir haben in Deutschland nur eine Stadt, die wie La Paz mehr als zwei Millionen Einwohner hat und haben sicherlich auch nicht so besondere erschwerende Umstände wie in La Paz zu bewältigen. Es wäre der Umstieg auf einer der energiesparsamsten Transportmittel. Aber wenn interessiert das schon, wenn man viel mehr Geld mit Alternativen verdienen kann.
Calle de los Paraguas
Natürlich gibt es auch hier - wie in vielen anderen Städten der Welt - eine Straße mit bunten Regenschirmen. Wunderschön anzuschauen und wer auf der Jagd nach Souvenirs und Kunsthandwerk ist, oder auch nach kleinen gemütlichen Cafés und Restaurants, der wird hier garantiert fündig.
Ausflug in das Tal der Seelen - Valle de las Ánimas
Das "Valle de las Ánimas" (das Tal der Seelen) präsentiert sich als der perfekte Ort, um die Großstadt hinter sich zu lassen, ohne dafür weit fahren zu müssen. Mit der Mi Teleferico geht es mit der grünen Linie „Línea verde“ in die „Zona Sur“ - man schwebt man über den Villen der Reichen - und fährt ein paar Kilometer weiter mit dem Taxi bis zum Eingang des „Valle de las Ánimas“.
Hier finden sich unzählige Felsen, Felsspalten und Stalagmitenähnliche Formationen, die bis zu siebzig Meter hoch aufsteigen. Im Lauf von Millionen Jahren wurden diese durch
Erosion und Klimagegensätze gebildet. Starke Regenfälle und Temperatur- Schwankungen führen zur Abtragung des Bodens und der Wände und lässt so die bizarren Gebilde entstehen. Es ist ein
Naturschauspiel und man staunt darüber, welch bizarren Gebilde vor einem aufsteigen. Was für uns traumhaft schön aussieht, ist für die Bewohner der Region harte Arbeit. Denn hier auf den höchsten
Ebenen in über 4000 m Höhe werden Kartoffeln angebaut, per Hand geerntet und zu Fuß ins Tal gebracht.
Andere Touristen haben wir nicht gesehen. Hier ist man noch allein mit der Natur. An manchen Stellen fehlen leider auch noch entsprechende Wegweiser. Es gibt wohl geführte Touren, aber
eine Wanderung durch das Tal der Seelen ist auch ohne Guide zu bewerkstelligen und in jedem Fall ein lohnendes Erlebnis. Vergleichbares haben wir noch nicht gesehen.
Genuss in Lima
Bevor wir Bolivien verlassen, gönnen wir uns einen besonderen Luxus in einem der 25 besten Restaurants Lateinamerikas, und genießen ein Neun- Gänge-Menü. „Era de nuestro GUSTO “ - es ist der perfekte Abschluss für uns in einer großartigen und atemberaubenden Stadt.
Lohnt sich Bolivien?
Die Frage beantworten wir mit "auf jeden Fall". Zu sehen sind zahlreiche Gebäude aus der Kolonialzeit. Wir waren in vielen Klöstern und Kirchen und auch bei Hochzeiten und Beerdigungen dabei. Die vielen kirchlichen Prozessionen, farbenfrohen Feste und Paraden machen einfach nur Spaß. Die indigene Kultur ist in Bolivien ausgeprägt wie in keinem anderen Land Südamerikas. Einzigartig ist die endlose Salzwüste „Salar de Uyuni“ und für uns absolut aufregend war die Stadt „La Paz“.
Die Natur ist vielfältig, oftmals unberührt und sehr unterschiedlich geprägt. Das Leben auf dem Land ist für die Bewohner sehr mühsam und arbeitsintensiv. Das zu erleben, hat uns sehr beeindruckt und macht einem wieder einmal bewusst, welches angenehme und privilegierte Leben wir in Deutschland führen.
Obwohl viel über Diebstähle und Kriminalität berichtet wird, hatten wir zu keinem Zeitpunkt Anlass, uns unwohl zu fühlen oder gar Angst zu haben. Und ja, es gab Protestaktionen auf dem Weg nach Sucre und in La Paz. Aber, die gibt es anderenorts auch und hier lief alles sehr friedlich ab.
Bolivien hat uns sehr angenehm überrascht. Die Menschen, zunächst etwas zurückhaltend, waren dann aber wohlwollend und sehr freundlich uns gegenüber. Wir hatten uns spontan entschieden, Bolivien zu besuchen und wären gerne noch länger dort geblieben. Leider haben wir dazu keine Zeit mehr, denn wir möchten noch einiges in Peru erleben. Aber wir sind fast sicher, dass wir nochmals nach Bolivien zurückkehren werden.
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