Von Puerto Madryn geht’s weiter nach El Calafate, einer Kleinstadt mit 22.000 Einwohnern in der argentinischen Provinz Santa Cruz, etwa 1.450 Kilometer von Puerto Madryn entfernt. El Calafate ist der beste Ausgangsort für einen Besuch des Los Glaciares Nationalparks - und genau dort ist unser Ziel.
Die Entfernungen hier sind riesig. Wir haben uns entschlossen, mit dem Nachtbus zu fahren. Kurz vor der Abfahrt erhalten wir eine Nachricht des Busunternehmens. Ich verstehe sie so, dass wir uns eine Viertel Stunde vor Abfahrt am Terminal einfinden müssen. Tatsächlich hat man uns aber mitgeteilt dass der Bus mindestens vier Stunden Verspätung hat. Also müssen wir warten. Dabei hatten wir schon unsere Weiterfahrt gebucht. Zeitlich kommt alles nicht mehr hin und wir müssen umbuchen. Mit den wenigen spanischen Kenntnissen ist das sehr schwer, aber es funktioniert. Letztendlich dauert es acht Stunden, ehe der Bus kommt. Aufgrund eines schweren Verkehrsunfalls war die Zufahrt zum Terminal gesperrt. Es ist mittlerweile Mitternacht - die Abfertigung geht dann schnell und 17 Stunden Fahrt bis Rio Gallegos liegen vor uns.
In Rio Gallegos machen wir uns zuerst auf die Suche nach Essbarem. Der Ort macht auf uns keinen guten Eindruck und wir sind froh, dass wir von dort direkt unsere Weiterfahrt gebucht haben. Es liegen immer noch knapp 400 Kilometer vor uns. Vier Stunden später - es ist schon wieder weit nach Mitternacht - kommen wir tatsächlich in El Calafate an. Die Straßen sind dunkel doch ein Hostel befindet sich auf unserem Weg und ist beleuchtet. Das beruhigt ein wenig. Kurze Zeit später haben wir dann auch unser Domizil bezogen.
El Calafate
El Calafate liegt am Ufer des Lago Argentino, und verdankt ihren Namen einem kleinen Strauch mit dornigen Blättern, der in der Region weit verbreitet ist Damals war die Stadt einmal Versorgungspunkt für Wolltransporte, heute ist sie durch die Erschließung des Naturparks ein touristischer Hotspot für Touren in die Welt der Gletscher und hier gibt es alles, was der Besucher braucht.
Los Glaciares Nationalpark
Unser Ziel ist der Perito Moreno Gletscher im Los Glaciares, etwa 80 Kilometer von El Calafate entfernt. Es gibt viele Touranbieter, doch wir möchten die Tour auf eigene Faust erleben. Also machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof und erfahren, dass zweimal täglich Shuttle-Busse in den Nationalpark fahren. Kaum dort angekommen, geht es auch schon los. Etwa eine Stunde fährt der Bus bis zu unserem Ziel.
Die Landschaft verändert sich und wir sehen erstmals Berge. Nicht, dass wir nicht schon einmal Berge gesehen haben, doch in den letzten Tagen sind wir hunderte Kilometer durch die doch sehr eintönige patagonische Steppe gefahren, in der man nur trockene Gräser und dürre Sträucher sieht, durch denen der heftige Wind fegt und wo der Staub umher wirbelt.
Wir erreichen den Largo Argentino. Es ist der größte See Argentiniens und etwa dreimal so groß wie der Bodensee und über 15.000 Jahre alt. Türkis, grün schimmert er, im Hintergrund schneebedeckte Berge. Und dann tauchen auch die ersten Eisbrocken im Wasser auf. Wir sind äußerst angespannt und voller Erwartung.
Um den See herum sind für die Besucher große Plattformen gebaut. Und dann kommt der Moment, an dem wir uns von einer der Plattformen dem Gletscher nähern. Wir sind sprachlos. Eis, Eis und nochmals Eis. Die Farben üben eine einzige Faszination aus. So viele Blau- und Grüntöne. Dazu weiss und viel Glitzer. Man kann sich kaum satt sehen. Man weiß gar nicht, wohin wir schauen sollen und ist von dem Gefühl, so etwas Großes und Schönes zu sehen, total überwältigt.
Wir haben am Eingang des Nationalparks eine Bootstour für den Nachmittag gebucht, denn wir wollen so nah wie möglich an diesen Eisriesen heran. Und tatsächlich, unser Plan geht auf. Bei strahlendem Sonnenschein haben wir vom Oberdeck einen grandiosen Ausblick auf den Gletscher. Je näher wir kommen, desto stiller wird es auf dem Boot. Jeder ist ergriffen, von dem, was er sieht. Man schaut ehrfurchtsvoll auf den Eisriesen und weiß, wie klein der Mensch im Vergleich zur Natur ist.
Nach der Bootstour gehen wir nochmals auf die Plattform. Vom höchsten Punkt sieht man jetzt auch noch einmal das gigantische Ausmaß des Gletschers - eine riesige Eiszunge.
Ein paar Facts zum Gletscher: Der Perito Moreno Gletscher ist einer von zahlreichen Auslassgletschern des südlichen Patagonischen Eisfeldes (Campo de hielo patagónico sur), mit einer Fläche von 16.800 km² und nach der Antarktis und Grönland die drittgrößte zusammenhängende Eismasse der Welt. Die Gesamtfläche des Gletschers beträgt 258 Quadratkilometer (zum Vergleich: Buenos Aires: 203 km²). Er ist 30 km lang und an seiner Frontseite fast fünf km breit. Die höchste Stelle ragt etwa 70 m hoch aus dem Wasser des Lago Argentino heraus.
Den Perito Moreno Gletscher mit seinen einzigartigen Farben und dieser Naturgewalt werden wir wohl nie vergessen. Wir bleiben noch in Patagonien und fahren weiter nach El Chaltén.
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