Da wir Lima als unseren Flughafen für die Rückreise gewählt hatten, war für uns klar, das mit dem Besuch des Machu Picchu ein krönender Abschluss gefunden war. Also hieß es für uns, am zweiten Tag in Cusco sehr früh aufzustehen und um sechs Uhr morgens zum Treffpunkt unserer Abfahrt bereit zu sein.
1983 nahm die UNESCO den Machu Picchu zusammen mit dem umliegenden Schutzgebiet "Santuario Histórico de Machu Picchu" als Weltkulturerbe auf. Dies macht die ganze Sache sehr attraktiv, aber auf der anderen Seite sehr kostspielig. So hat man die Möglichkeit, eine Anreise mit dem Bus und Zug zu wählen, die schon in der Nebensaison schlappe 120.00 € pro Person kostet. Es sind ausschließlich Touristenzüge. Die Züge der Einheimischen dürfen Touristen nicht mehr benutzen. Hinzu kommt noch der Preis für die Übernachtung , die Fahrt mit dem Bus bis zum Eingang und natürlich der Preis für das Ticket. Und das alles für einen dreistündigen Besuch in der berühmtesten archäologischen Sehenswürdigkeit Perus oder gar der Welt - Ist es das wert?
Alternativ gibt es noch diverse Wanderrouten, wie den klassischen Inka-Trail, den Salkantay- oder Lares-Trek, die aber allesamt über mehrere Tage mit Zeltübernachtung gehen und ebenfalls sehr hochpreisig sind.
Oder man wählt eine ökonomische Anreise, wenn man Lust hat, ein wenig länger unterwegs zu sein und einen anschließenden langen Fußweg entlang der Bahngleise wählt. Mit dieser Möglichkeit spart man zumindest ca. 80% der Fahrtkosten und hat das Gefühl einer behutsamen und allmählichen Annäherung zum Machu Picchu. Wir haben uns für eine Anreise mit einem Minivan ab Cusco und Wanderung entlang der Bahngleise entschieden. Und die ist dann auch richtig schön. Wir fahren durch das “Heilige Tal der Inka”, durchfahren kleine Ortschaften und schlängeln uns über viele Haarnadelkurven rauf und runter, bis wir Hydroeléctrica erreichen. Das ist der letzte Ort, ab hier geht es zu Fuss weiter.
Jetzt heißt es erst einmal, zwölf Kilometer entlang der Bahntrasse laufen. Nur die ersten Meter sind aufsteigend, danach geht es fast eben und es ist angenehm, zu laufen. Wir sehen viele Schmetterlinge, riesige Bananenpflanzen und uns unbekannte Pflanzenarten. Manchmal müssen wir die Luft anhalten, nämlich dann, wenn wir auf den Gleisen über den Abgrund balancieren müssen. Uns entgegen kommen die Besucher, die in den frühen Morgenstunden schon am Machu Picchu waren. Man sieht ihnen die Anstrengung an. Aber es ist auch warm und sie sind sicherlich schon sehr lange auf den Beinen.
Am Weg entlang sitzen die Bewohner und bieten Bananen und Getränke an. Nach gut zwei Stunden erreichen wir dann “Machu Picchu Pueblo” oder “Aguas Calientes”, wie der Ort auch heißt. Es gibt hier nur die Verbindung mit dem Zug zur Außenwelt, die einzigen motorisierten Fahrzeuge sind die Shuttle-Busse, die die Touristen zum Eingangstor bringen, Hier übernachten wir, bevor wir dann am nächsten Tag zum Machu Picchu starten.
Am nächsten Morgen hatten wir eine Eintrittszeit von 6:00 Uhr erhalten, so dass wir die letzten, sehr steil ansteigenden Kilometer von "Aguas Calientes" von 2.040 Metern auf 2.430 Metern Höhe zum Eingang des Machu Picchu mit dem Bus fahren wollten. Für diese acht Kilometer und einfache Fahrt sind weitere 12,00 € pro Person zu zahlen - zum Vergleich: für eine 40 km lange Fahrt in die Umgebung von Cusco zahlt man nur etwa 1,20 €.
Das ist dann die Kehrseite der Medaille. Man hat hier keine andere Möglichkeit, als das Angebot der Busgesellschaft, die das Monopol hat, die Besucher zum Eingangstor zu bringen, anzunehmen. Die Alternative wäre, zu Fuß zu gehen, doch das war für uns keine wirkliche Option, da wir bereits um 06:00 Uhr am Eingang sein mussten und ein Aufstieg mindestens 90 Minuten Zeit in Anspruch genommen hätte.
So gibt es bis heute auch viel Kritik am Weltkulturerbe. Durch die Anerkennung als Weltkulturerbe können Bedingungen geschaffen werden, die zu einer Entfremdung der lokalen Gemeinschaften von ihrem Kulturerbe führen. Bedingungen, wie eine externe Verwaltung des Kulturerbes, aber auch wir, die Touristen, verstärken dieses Problem. So müsste ein Peruaner die Hälfte eines monatlichen durchschnittlichen Einkommen für die Anfahrt und den Eintritt bezahlen. Wir haben auch einige Reisende getroffen, die sich bewusst gegen den Machu Picchu entscheiden, weil es einfach überteuert und in dem Maße so nicht mehr angemessen ist.
Wir haben vor Ort hautnah mitbekommen, dass die einheimische Bevölkerung den Zugang zum Machu Picchu lange Zeit blockiert hielten. Es war wohl auch in den Nachrichten in Deutschland ein Thema. Das Problem war hier, das der Staat die Verwaltung des Kulturerbes extern vergeben hatte und Gelder dadurch auch in andere Kanäle geflossen sind. Nach zähen Verhandlungen konnte man sich einigen und hat eine annehmbare Lösung des Problems gefunden. Natürlich hat man Verständnis für die teilweise wütenden und auch berechtigten Proteste. Dennoch haben wir im Vorfeld gebangt, ob wir aufgrund des Streiks überhaupt die Möglichkeit haben, auf den Machu Picchu zu kommen. Unsere Eintrittskarten hatten wir bereits im Vorfeld gekauft und den Flug nach Cusco gebucht. Aber am 2. Februar wurde die Anlage wieder geöffnet und wir hatten Glück, dass wir unsere Routenführung geändert und einen späteren Besuch geplant hatten, sonst wäre unser Besuch genau in den Streik gefallen.
Machu Picchu
Nach einer weiteren, sehr kurzen Nacht im Hostel in Aguas Calientes geht es zum Bus. Ab 05:30 Uhr Uhr werden die Touristen mit dem Bus-Shuttle zum Eingangstor gebracht. Pünktlich um 06:00 Uhr öffnen sich die Pforten. Wir haben gehört, dass es in der Hauptsaison sehr lange Schlangen gibt. Bei uns ist es entspannt. Drei Shuttle-Busse stehen bereit und alle kommen mit.
Es gibt verschiedene Circuits, die man im Vorfeld beim Kauf des Tickets auswählt, die mit einer Zeitvorgabe versehen und die auch strikt einzuhalten ist. Eine Umkehr im Circuit ist nicht möglich. Es gibt zahlreiche „Wächter“, die genau beobachten, wohin man geht und dass man nicht vom Weg abweicht. Andernfalls kommt die Trillerpfeife zum Einsatz.
Und dann steht man vor dem schon tausendmal gesehenen Panorama der alten Inkastadt - ein erster Blick von oben auf die Anlage - und man sieht: gar nichts.
Alles ist im dichten Nebel eingehüllt. Es ist mystisch. Alle stehen voller Erwartung auf den Terrassen und warten zumindest auf eine kleine Lücke zwischen den Wolken. Und dann - um 06.22 Uhr - lichtet es sich. Man kann bereits Umrisse der Festung erkennen und wird schon ein wenig euphorisch. Doch dann - es war nur ein kurzer Moment- ist wieder alles im Nebel verschwunden. Es ist schon geheimnisvoll und faszinierend. Es dauert dann auch weitere 30 Minuten, ehe sich der Nebel ganz langsam lichtet.
Die Inkas gründeten die Stadt hoch in den peruanischen Anden über dem Tal des Río Urubamba im 15. Jahrhundert auf Befehl des Inka- Herrschers Pachacútec Yupanqui, der die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inkareiches schuf. Er führte den Kult um den Sonnengott Inri ein. Berühmt ist die Anlage vor allem für ihre raffinierten Trockenmauern. Riesige Steinblöcke wurden ohne Mörtel aufgeschichtet. Charakteristisch für die faszinierenden Gebäude ist ihre beziehungsreiche astronomische Ausrichtung und der sich von ihnen aus bietende Panoramablick. Ihre genaue Nutzung bleibt ein Geheimnis.
Die Anlage ist weitläufig und führt uns immer wieder zu völlig unterschiedlichen Perspektiven auf die Ruinenstadt. Aber immer ist es steil. Die auf Terrassen gelegene Stadt umfasste 216 Gebäude. Der überwiegende Teil der Terrassen mit ihren in die Mauern eingebauten kleinen Öffnungen mit Wasserabläugen und etwa 3000 Stufen sind bis heute erhalten. Auch sind die Kanalverbindung von der außerhalb der Stadt befindlichen Wasserquelle zu den gestaffelten Brunnenbecken, wie die Außenmauern der mehrgeschossigen Wohngebäude und der Tempel sind voll funktionsfähig. Allerdings sind sie in den letzten Jahren nach und nach in inkatypischer Bauweise rekonstruiert worden. Die Arbeiter sieht man wahrscheinlich bei jeden Besuch.
Nach dem dreistündigen Rundgang geht es mit dem Bus-Shuttle zurück Aguas Calientes und von dort wieder 12 Kilometer zu Fuß entlang der Bahntrasse nach Hydroeléctrica. Spätestens um 13:30 Uhr muss man dort sein, sonst kommt man nicht mehr nach Cusco zurück.
Nach einer Fahrtzeit von mehr als sechs Stunden erreichen wir am Abend das in nur 75 km Luftlinie entfernte Cusco. Warum das so lange dauert, kann man nur mit Bildern erklären. Die Straße
nach Hydroeléctrica wird für den Tourismus weiter ausgebaut, mit Brücken und Tunneln erweitert. Doch bis zur Fertigstellung wird es sicherlich noch dauern. Man mag sich gar nicht
vorstellen, wie lange man wohl braucht, wenn Hochsaison ist und sich noch mehr Fahrzeuge über diesen Straßen bewegen.
Lohnt ein Besuch zum Machu Picchu?
Der Aufwand zum Machu Picchu zu kommen,, ist sehr groß. Man ist zwei Tage unterwegs und die Kosten für einen - im Endeffekt dreistündigen Besuch - sind immens hoch. Aber es gibt auch diese Faszination, die den Machu Picchu umgibt. Dort oben zu stehen und darauf zu warten, dass sich der Nebel auflöst und den Blick auf die Anlage nach und nach freigibt, ist etwas Besonderes und in jedem Fall die Reise wert.
In Peru gibt es viele archäologische und historisch bedeutsame Stätten, die mindestens genauso beeindruckend und sehenswert sind wie Machu Picchu. Doch die haben nicht den Status eines Weltkulturerbes und werden somit auch nicht in dem Maß vermarktet. Ein paar von Ihnen im “Sacred Valley - dem Heiligen Tal der Inka” haben wir uns angeschaut.
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